Indien und zurück.

Angekommen – Kapitel 2

Staubig hier. Das war mein erster Gedanke als ich dann endlich in meinem Taxi saß. Der Fahrer war freundlich und schien mir sehr gebildet. Wir unterhielten uns in Englischer Sprache und ich wunderte mich schon, dass das so gut funktionierte.
Wir waren kaum fünfhundert Meter gefahren, da standen wir schon im Stau. Ah – wie in München. Wenn ich nicht so müde gewesen wäre, dann hätte ich vermutlich schon Gefallen an dieser Art von Entschleunigung gefunden. Jetzt wollte ich aber nur noch ins Bett. Zudem wusste ich ja nicht was noch alles auf mich zukam.
Nach etwa zwei Stunden Fahrt hatten wir dann etwa zehn Kilometer geschafft. Er hielt an einer Baracke an, stieg aus und winkte mir, ihm zu folgen. Er begrüßte einen alten Freund so wie mir schien und stellte mich – den Deutschen vor. Ein Tee wurde aufgesetzt. Auf einem alten Ofen mit Wasser aus einer Leitung wo man nicht sicher sein konnte woher es kam. Er lud mich zu einer Tasse ein. Ich verneinte jedoch und dachte nicht, dass er mich überreden könnte. Vertrau mir! Alles Gut. Nur zu, trink! In Ordnung. Ich wollte niemanden verletzen oder beleidigen und so hab ich schon nach wenigen Stunden in diesem Fremden Land begonnen, meine Grundsätze über den Haufen zu werfen. Nach einer weiteren Stunde fahrt kamen wir dann endlich an.

Die Unterkunft war klein und behaglich. Amal – die gute Seele des Hauses – zeigte mir die wenigen Annehmlichkeiten die dieser Ort zu bieten hatte. Ich war sehr zufrieden. Genau, wie ich es mir vorgestellt hatte. Amal war sehr gesprächig und interessiert. Er konnte gut Englisch und so blieb es nicht aus, dass ich mich mit ihm noch einige Zeit unterhielt. Im Anschluss viel ich müde ins Bett.

Musik? Ah, 6:00 Uhr. Ein Fest am Morgen? Ich kroch verschlafen aus dem Bett und lief erst mal quer über den Flur um die wichtigsten Dinge zu erledigen. Amal kam mir schon entgegen und bot mit einen Tee an. Ich folgte ihm hinüber in das Wohnzimmer wo eine indische TV-Soap über den Bildschirm flimmerte. Ich fragte ihn welche besondere Bewandtnis diese laute Musik da draußen habe? Als er mir dann erklärte, dass das der Weckruf zum Reinigen und vorbereiten der Tempel war, hatte ich schnell verstanden, dass dieser “Wecker” wohl jeden Tag klingeln würde.

Ich ging nach draußen und sah mich ein wenig in diesem kleinen Fischerort um. Es gefiel mir sehr und für mich war klar, dass man es hier gut aushalten kann.
Ich lief zum Wasser, planschte ein bisschen mit den Füßen und ging dann weiter den Strand entlang um wieder in eine Straße einzubiegen, die von lauter kleinen Geschäften gesäumt war. Auch eine kleine Ayurveda-Praxis querte meiner Wege. Ayurveda stand auch auf meinem Erlebnisplan. Zeit mich großartig darüber zu informieren hatte ich mir vorab nicht genommen. Ayurvedische Therapien waren in alle Munde und das reichte mir um diesem Mainstream ebenfalls zu folgen. Einfach mal abschalten und was für die Seele tun.
Ich entschloss mich direkt hineinzugehen um etwas über Anwendungen und dessen Preise zu erfahren. Erfreulich! Ich war nicht der einzige Europäer der diesen Ort gefunden hatte. Eine geschäftige Person bat mich Platz zu nehmen und zu warten, bis der Arzt Zeit für mich hätte. Das ging jetzt mal schnell und “Vorhaben” und “Ergebnis” waren definitiv nicht identisch. Ich wollte ja nur wissen, was es kostet.
Nach 30 Minuten Wartezeit wurde gebeten zu folgen und ich fand dann meinen Platz im Stuhl des kahlen und kühlen Arztzimmers. Stühle, Tisch, PC. Der Arzt war jung, gut angezogen und machte keinerlei Eindruck eines zerzausten Gurus. Die Analyse war in zwei Minuten abgeschlossen. Er hielt dazu nur meine beiden Hände und fühlte den Puls. Seine Diagnose tippte er dann in “Google” ein und drückte auf den Button “Translate” und ich las: …alles in Ordnung soweit. Nur der Kopf!?
Ich bekam eine entspannende Therapie verordnet: Massagen, einen Ölaufguss und Ashwagandha zum Schlucken – zwei mal täglich. Perfekt. So hatte ich mir einen guten Start vorgestellt.